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Es hätte so unspektakulär, fast langweilig, werden können. Ostern 2015, letztes Wochenende also. Aus Gründen fuhren wir dieses Jahr nicht gen Osten zum Rest der Familie, wir blieben unter uns und zu Hause.

Aus anderen Gründen sollte das Osterfest eher ruhig bei uns werden, selbst die Eier-Suche war schon fast gestrichen (jaja, wir sind böse Eltern, ich weiß).

Nun hatten wir uns am Samstag, wahnsinnig wie wir nun mal sind, ins Einkaufsgetümmel gestürzt und anschließend Mittag gegessen. Aufgrund des tollen Wetters sind die Jungs danach mit Fahrrad und Roller nach draußen gegangen. Alles war „gecheckt“: Toilette, kein Durst, keine Süßigkeiten, nicht außerhalb des Häuserblocks gehen, richtig angezogen: GO!

Keine 10 Minuten später klingelte es an der Tür.

An der Gegensprechanlage der jetzt besonders wortkarge Leo: „Jemand muss runter kommen, Ron hat sich weh getan.“

Wie jetzt? Wegen nem bisschen weh tun soll jemand kommen? Blick durch die Balkontür: alles okay, er steht doch da. Tür auf: Oh, Ron weint, eine hilfsbereite, aber etwas überforderte ältere Dame steht bei ihm. Ungewöhnliche Situation, Ron ist sehr hart im Nehmen, da stimmt was nicht! Mein Lieblingsehemann flutscht in die Schuhe und flitzt los, ich rede Ron vom Balkon aus gut zu (also ich rufe, aber was soll’s).

Lieblingsehemann erreicht das Kind, keine 2 Sekunden später tönt es zu mir hoch „Schatz, zieh dich an, schnapp die Rons Karte, wir müssen in die Notaufnahme, das Kinn ist offen!!!“

Uff! Scheiße! Ähm… ja, also… Schlabberhose aus, in Lichtgeschwindigkeit entloddern, zwischendurch Türen öffnen (hat der Mann nen Schlüssel mit?), eGK einsacken, tief durchatmen, der Fahrstuhl kommt. Ron, inzwischen nicht mehr weinend kommt recht ruhig (ich vermute im Nachhinein einen Schock) herein, mit einem riesigen Schnitt rechts unten am Kinn (nein, davon wird es kein Foto im Netz geben). Ich würde ihn am Liebsten knuddeln, will ihn aber nicht verunsichern und ihm nicht wehtun, daher rede ich beruhigend mit ihm und gebe ihm sterile Wundauflagen. Leo hat zwischenzeitlich den Auftrag, für den Fall der Fälle Ersatzwäsche zu holen. Unfallkrankenhaus (10 Minuten) oder Kinderkrankenhaus (25 – 35 Minuten) -> Unfallkrankenhaus, da keiner von uns weiß, ob eine längere Dauer schädlich für offene Wunden und/oder den Kreislauf des Kindes sein könnte.

Also ab!

Ron ist während der Fahrt und bei der Aufnahme schon wieder ziemlich tough. Er erzählt, dass er mit dem Roller weggerutscht und auf die Kante eines Steins gefallen ist. Die Frau in der Aufnahme holt sofort einen Arzt, weil unklar ist, ob Ron nicht doch ins Kinder-KH muss. Muss er nicht, der Doc ist sehr zuversichtlich, zumal Ron ihm auch keine „Angst“ macht 🙂

Nach einer relativ kurzen Wartezeit dürfen wir, an anderen, böse blickenden, Wartenden vorbei in einen Schockraum (richtig?). Ja, wir waren böse, mussten nicht ewig warten. Vielleicht weil Ron der Einzige mit klaffender Wunde war, oder weil er das einzige Kind war (abgesehen von Leo), oder weil der Arzt es so festgelegt hat… tja nun.

Leo und der Papa gingen also nach draußen, Ron und ich wurden zum Nähen gebracht. Ich hatte der Zwerg schon darauf vorbereitet, dass er gespritzt werden wird und dass das auch etwas weh tun wird („wie beim Impfen, Mama, ja?“) und dass dann die Verletzung genäht wird, ihm das aber aufgrund der Betäubung nicht weh tun wird. Die MTA hat ihm das Gleiche auch nochmal erklärt und war schon gleich begeistert von seiner Souveränität („Kann man den ausleihen??“). Mutti, also ich, bekam dann ein Rollhöckerchen und durfte neben Ron Platz nehmen. Ich bewunderte seine Tapferkeit, ebenso der Arzt und immer wieder die MTA („Hatten Sie schon mal SO ein liebes Kind, Herr Doktor? Sonst strampeln und schreien immer alle.“)

Die erste Betäubung wollte nicht ganz so wirken und so bekam Ron, schon mit einem Tuch über dem Gesicht, Nachschub direkt in die Wunde. Meine Wenigkeit erzählte ihm weiterhin was los ist, sprach mit der MTA über Ostern und wunderte mich, dass es im Raum langsam dunkler wurde.

Als ich um einen Becher Wasser bat, ging alles ganz schnell: die große, starke MTA sprang hinter mich, packte mich von hinten unter den Armen, rief eine andere MTA samt Liege herbei und verfrachtete mich auf selbige. Meinen Einwand, dass ich doch nur etwas trinken wollte, tat sie mit „Sie sind kreidebleich!“ ab und schon schob mich die Flur-MTA raus, skandierte „Eltern sollen doch nie mit rein!“ und ab ins gegenüber liegende Zimmer. Zu einem nassen Lappen und einem Becher Wasser reichte ihre Zeit noch, der Befehl lautete „LIEGENBLEiBEN!“

Nun konnte ich also nur hilflos und zittrig zuhören, wie Ron versorgt und mit ganzen SECHS Stichen genäht wurde und dann direkt drauf los quatschte, als wäre nix gewesen. Für ihn und Leo gab es noch Masken, Häubchen und Lollis geschenkt und dann durfte auch ich wieder aufstehen. Die MTA ging den Lieblingsehemann suchen (der im Übrigen schon viel früher umgekippt wäre, ohne Vorwarnung!), dann durften wir gehen *g*.

Bevor es zum Abschluss zumindest ein Foto der versorgten Wunde gibt (bitte nur runterscrollen, wenn man sowas verträgt!), kann ich noch kurz unsere, schreckbedingte Inkonsequenz zusammenfassen: Kinderfilm-Couchkuschel-Nachmittag, Kleine Ostergeschenke UND ein Besuch des Hamburger DOMs, was auch ein Ostergeschenk aus der Familie war. Und ich hätte Ron sogar Eis erlaubt, aber die Wunde darf nicht nass werden (10 Tage lang, bei nem fast 5jährigen…).

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Man kann Ostern allerdings auch traditionell begehen. Vielleicht nächstes Jahr dann…

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