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Schon gestern wollte ich berichten, was ich so alles erlebe auf dem Weg zur Arbeit und wieder zurück.
Da sind Schicksale zu erkennen, Betrügereien, Spaßiges, Ärgerliches oder auch einfach nur Verwirrendes.

Dort, wo das aktuelle Header-Foto entstanden ist, liegt oftmals früh morgens ein Schlafsack oder etwas, was mal vor Jahren als einer verkauft wurde. Darin eingehüllt, vermutlich, ein Obdachloser. Eventuell alkoholisiert, vielleicht sogar stark aber friedlich, da augenscheinlich schlafend. So hoffe ich natürlich immer, wenn ich vorbei gehe…

Dann begegnen mir leider immer wieder genau die Bettler (und ja, ich meine tatsächlich Bettler), die an anderer Stelle fast bewegungsunfähig, schwer entstellt oder verkrüppelt, immer jedoch sehr mitleidserregend erscheinen, laufen gemütlich an maximal einer Krücke, kaum mit erkennbaren Einschränkungen und immer wesentlich „unbettliger“ angezogen. DAS mach mich SO SAUER!!! Das sind dann in meinen Augen wirklich Schmarotzer, die den ehrlichen das Image komplett versauen. Dank diesem Pack, bekommt auf der Straße niemand mehr was von mir. Ich bringe mein Zeug wenn dann direkt in entsprechende Einrichtungen.

Es gibt aber glücklicherweise auch immer wieder Momente, da kann ich schmunzeln, manchmal sogar (innerlich weil schüchtern) herzhaft lachen: das Teenie-Pärchen, das vorm E**ka-Markt eine Mischung aus Linedance und Can Can übt, oder die Mama, der der Dreijährige über die Schulter hängt, weil er in der U-Bahn eingepennt ist, oder auch einfach der Kleine Lausbub, der in der U-Bahn in schallendes und total ansteckendes Gelächter ausbricht (haben meine auch drauf). Das sind so Momente, da liebe ich die große Stadt.

Oder wenn man am frühen Morgen jemandem ein Lächeln entgegen bringt und es tatsächlich, wenn auch etwas schüchtern und verwirrt zurück bekommen.

Oder, wenn man ein paar „Halbstarke“, meinetwegen auch mit Migrationshintergrund, dabei „erwischt“, wie sie einer jungen Frau den Kinderwagen hoch tragen, weil die Rolltreppe mal wieder ausgefallen ist.

Oder, wenn die alte Dame einsteigt und nach einem Platz sucht und das junge Mädchen, was ich schon als Shopping-Zicke abgestempelt hatte, aufspringt und ihr sogar zum Platz hin hilft, weil die Bahn schon losgefahren ist und alles wackelt und ruckelt.

Nur der alte Mann, der sich mir heute gegenüber setzte und immer mal wieder mit dem rechten Bein aufstampfte, ab und zu mal brummelte „das geht so nicht mehr“ und zu wieder anderen Zeiten mal mehr mal weniger laut „Aua!“ tönte, der verwirrt mich. Vielleicht, weil ich ihn nicht einordnen konnte. Er stank nicht nach Alkohol, war halbwegs ordentlich gekleidet (bis auf einen Fleck auf dem Hosenbein) und wirkte auch sonst recht gepflegt. Andererseits war sein Verhalten nicht „normgerecht“, er nahm ein benutztes Taschentuch aus dem Müllbehälter, versuchte damit seinen Hosenfleck zu entfernen, wischte sich damit die Stirn ab (sorry, aber IHHhh) und stecke sich das Mülltaschentuch dann in seine Jackentasche (?!).
Nur das er sich beim „Aua!“-Sagen immer umgeschaut hat, lässt mich vermuten, dass der Mann evtl. „ne ganz arme Sau“ ist. Vielleicht total einsam, vielleicht wirklich voller körperlicher und/oder seelischer Schmerzen.
Oder aber, vielleicht… Wer weiß…

Das ist auch Großstadt. Bei Muddi, aufm Dorf, okay, da gibt es keine U-Bahn, aber da kennt jeder jeden und es kommt keiner so schnell unter die Räder. Hoffentlich…